Wie eine eingeschlagene Scheibe die Karriere verändern kann?
Wir möchten Ihnen eine kurze — reale — Geschichte aus dem Dezember erzählen.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen im Urlaub durch ein Ihnen unbekanntes Stadtviertel. Plötzlich sehen Sie ein Auto mit eingeschlagener Scheibe; überall auf dem Gehweg liegt Glas. Jetzt fallen Ihnen auch die vergitterten Fenster und Sicherheitskameras auf. In was für einer Gegend sind Sie nur gelandet? Nichts wie weg!
Eine Stunde später gehen Sie aber nochmal durch dieselbe Straße. Jetzt fällt Ihnen plötzlich das schicke Vier-Sterne-Hotel auf. Das haben Sie vorhin gar nicht bemerkt! Und wie gut angezogen die Leute hier sind. Und wie gepflegt die Häuser aussehen; es ist bestimmt sehr teuer, hier zu wohnen.
Auf einmal sieht alles anders aus für Sie.
Sie merken: Sie sind in einer Top-Wohngegend gelandet. Von wegen unsicher!
Aber wie konnten Sie sich so irren?
Ganz einfach, Sie unterliegen einer Wahrnehmungsverzerrung (oder auch »Bias«). In diesem Fall dem »Negativitätsbias«. Sieht man eine negative Sache, erscheinen andere — davon unabhängige — Sache eben auch in einem negativen Licht.
Das passiert uns aber nicht nur im Urlaub, sondern auch in der Karriere oder der Jobsuche.
Sie wollen ein paar Beispiele?
Fall 1️⃣: Auf dem Weg zum Job-Interview regnet und stürmt es; das Gebäude, in dem Sie arbeiten sollen, erscheint Ihnen jetzt eher alt und hässlich; da sollen Sie in Zukunft arbeiten? Eher nicht.
Fall 2️⃣: Ihre erste Mail am Morgen ist eine Beschwerde, direkt an Sie; der Tag nimmt von hier an keine gute Wendung mehr, alles andere erscheint Ihnen jetzt nur noch nervig. Sie denken an Kündigung.
Fall 3️⃣: im Job-Interview ist ihr Ansprechpartner offensichtlich nervös und abgelenkt, ständig schaut er auf die Uhr und hört auf Ihre Fragen nicht so genau hin. Er führt Sie abschließend noch einmal durch das Büro. Aber auch die andren Angestellten erscheinen Ihnen gestresst und überhaupt wirkt alles wenig einladend. Hier sollten Sie besser nicht anfangen.
In allen drei Fällen kann der Negativitätsbias wirken. Denn …
… im ersten Beispiel kann es sein, dass Ihnen das Gebäude einladend vorgekommen wäre, wenn nur die Sonne geschienen hätte.
… ihr Tag wäre vielleicht komplett anders, wenn die Mail morgens positiv gewesen wäre; obwohl ansonsten exakt alles gleich war.
… im dritten Beispiel hatte Ihr Gesprächspartner vielleicht eine sehr schlechte Nachricht am Morgen bekommen, und seine schlechte Stimmung ist auf Sie übergesprungen; obwohl der Job vielleicht faktisch genau das war, was Sie gesucht haben.
Was können Sie daraus für Ihre Karriere mitnehmen?
Vielleicht das: Sehen Sie besser zweimal hin. Es passiert zu schnell, dass man die positiven Dinge des Tages abwertet, weil einem unabhängig davon etwas Negatives zugestoßen ist. Dabei sollte man auch noch erwähnen, dass negative Eindrücke einen stärker beeinflussen, als positive.
Und wer will schon seinem Traumjob vielleicht absagen, weil man morgens in eine Pfütze getreten ist?
Ist Ihnen so etwas Ähnliches auch schon passiert? Lassen Sie es uns wissen!